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Stadt Coburg

Stadthaus

Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts befand sich an der Nordseite des Marktplatzes das repräsentative Vogtei-Kaufhaus. Dort befanden sich die Amtsräume und die Wohnung des Vogts, des Stellvertreters des sächsischen Landesherrn im Coburger Land.

Im Erdgeschoss befanden sich die Verkaufsstände der Metzger, Bäcker, Schuster, Gewandschneider und Kürschner sowie 17 Kramläden. Auf Befehl Herzog Johann Casimirs (1564-1633) wurde das Vogtei-Kaufhaus bis auf die in Privatbesitz befindlichen Kramläden abgerissen.

Durch seinen Architekten ließ dann der Fürst, dem neuen Rathaus der Bürgerschaft gegenüber, von 1597 bis 1599 einen überaus prächtigen und kostspieligen Großbau errichten, der seinen Herrschaftswillen in Stadt und Staat überzeugend bekunden sollte.

Die freie Lage am Markt bringt den rechteckigen Bau mit seinem hohen Satteldach gut zur Wirkung. Von allen Coburger Gebäuden der Spätrenaissance ist die Kanzlei am reichsten ausgestattet: An den Schmalseiten ragen zwei Giebel hoch auf, zum Platz hin schmücken drei lebendig verzierte Zwerchhäuser die Front, zwei turmartige Erker schmücken ihre Ecken, das Portal an der Spitalgasse ist besonders reich ausgefallen. Einst war noch eine Altane der Hauptfront vorgelagert, die als Laubengang auf steinernen Säulen bis etwa 1805 die Kramläden deckte, und die Fassaden schmückten ausgedehnte vielfarbige Wandmalereien (überlebensgroße Gestalten, Inschriften) bis 1817. Die Kramläden, die wie früher üblich, Tür und Schaufenster dicht nebeneinander unter einem Bogen zeigen, blieben erhalten.

Stadthaus mit Fontäne im Sommer

Bewundernswert ist die städtebaulich sehr gut gelungene Einfügung der Kanzlei in das Stadtbild und die damit erreichte Steigerung des Platzes, der Straßen und ihrer Fernblicke, die den Coburger Markt zu einem der schönsten Plätze Oberfrankens werden ließen.

Als Architekt wird Unterbaumeister und Maler Peter Sengelaub (1558-1622) genannt, der als bevorzugter Künstler bei der Verwirklichung der Baupläne Herzog Casimirs eine geachtete Rolle am Hofe wie in der Stadt spielte. Während er die breiten Flächen seiner Fassaden mit den eigenen Malereien schmückte, führte der Schöpfer des Alabaster-Epitaphs in der Morizkirche, Nikolaus Bergner, alle Bildhauerarbeiten aus. 
Über dem prächtigen Portal an der Spitalgasse ist das von zwei Löwen gehaltene ältere Wappen Johann Casimirs angebracht. Die farbigen Embleme unter den Fenstern der Erker sind dem seit 1610 erweiterten großen Staatswappen des Herzogs entnommen. Auf den übrigen Feldern sind in Reliefs die Tugenden Justitia, Spes (Gerechtigkeit, Hoffnung) am Erker Spitalgasse und Fides, Caritas (Glaube, Liebe) am Erker Herrngasse mit ihren Symbolen dargestellt. Der spitzbärtige Männerkopf links am ersten Geschoss des letzteren ist wohl als Selbstbildnis des Bildhauers Nikolaus Bergner anzusehen. Das feine Portal an der Herrngasse stammt aus dem Jahr 1750. 

Das Innere des Gebäudes enthielt ehemals Amts- und Gerichtsräume der herzoglichen Regierung, die jedoch durch spätere Umbauten völlig verändert wurden. Geblieben ist ein langes niederes Gewölbe über der Ladenreihe „Langer Kram“, das heute wie ehemals zur Aufbewahrung alter Akten dient.