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Stadt Coburg

Sommerinterview

Es ist schön, auch nach zwei Jahren im Amt noch Neues zu erleben

Nach zwei harten Corona-Jahren geht ein fulminanter Feier-Sommer langsam zu Ende. Ein Sommer wie er früher einmal war. Coburg hat die Ketten der Coronapause weitgehend abgeworfen und sich als lebenswerte Stadt und liebenswerte Heimat präsentiert. Von Weinfest über Samba, Schlossplatzfest bis Klößmarkt haben zahlreiche Veranstaltungen viele Menschen in die Innenstadt gezogen.

Herr Sauerteig, wie fällt Ihr ganz persönliches Sommerfazit aus?

Anstrengend war es. Ob Mittanzen bei der Schlüsselübergabe an Samba oder die gespannten Blicke beim ersten Bieranstich auf dem Vogelschießen, ich glaube, ich habe mich ganz gut geschlagen. Es ist schön, auch nach zwei Jahren im Amt noch Neues zu erleben. Jede Veranstaltung hatte ihren eigenen Reiz und trägt Teil zum Coburger Lebensgefühl bei. Die Stadt war regelmäßig sehr gut besucht. Ob Einheimische oder Touristen – ich habe sehr viel positives Feedback erhalten. Besonders gefiel mir die tolle Eigeninitiative der Gastronomen bei Weinmarkt und Schlossplatzfest. Und beim HUK-Coburg Open Air Sommer war erst die Stadt und dann der Schlossplatz zum Teil brechend voll und wenn dann die Handylampen angingen und sich ein zweiter Sternenhimmel zwischen Landestheater und Ehrenburg ausgebreitet hat, dann bekommt man schon Gänsehaut. Der Sommer war elektrisierend und macht Lust auf noch viel mehr.

Auch die Stadt selbst hatte ja etwas zu feiern. 50 Jahre Eingemeindungen, eingebettet in den Klößmarkt statt großem Festakt. Ging der Plan auf?

Ohne Zweifel. So schön wie ein großer Festakt ist, es ist etwas für geladene Gäste. Alle anderen müssen draußen bleiben. Genau das wollten wir nicht. Wir sind ein (!) Coburg und daher sollten wir auch alle gemeinsam feiern können. Der Klößmarkt hat nicht nur zeitlich, sondern auch thematisch gepasst, denn der Rutscher ist uns ja genauso heilig wie Bratwurst. Auch die Rückmeldungen der Bürgervereine, die die neuen Stadtteile jetzt auch seit 50 Jahren prägen, waren durchweg positiv. Und wer sich am Wochenende dann auf dem Markt und der Innenstadt umgeschaut hat, der konnte gar nicht anders als sich von der Stimmung mitreißen lassen. Die Coburger Verwaltung – Coburg Marketing, Stadtmacher, Ordnungsamt und viele mehr – haben hier ein tolles Event auf die Beine gestellt.

Wie hat sich Ihr Terminplan durch diese ganzen Veranstaltungen geändert?

Er ist noch voller geworden. Für einen OB kommen ja noch die Vereinsfeste, Verleihungen, Eröffnungen, Bürgerversammlungen und und und dazu. Auch die Besuche bei Geburtstagskindern im hohen Alter oder hohen Ehejubiläen haben wir jetzt wiederaufgenommen. Etwas worauf viele Coburgerinnen und Coburger sehr gewartet haben. Und ich muss sagen, diese Termine machen mir im hektischen Arbeitsalltag besonders Freude, da man sehr intensiv mit den Bürgerinnen und Bürgern zusammenkommt. Zwei Jahre, seit Beginn meiner Amtszeit, war das ja nur eingeschränkt möglich.

Die Welt besteht jedoch nicht nur aus Feiern und Festen. Sie haben mit Regiomed, dem Klinikneubau und anderen Themen sicher auch einige Sorgen?

Da haben Sie recht. Corona, Ukraine, Energiekrise. Wir erleben seit zwei Jahren den von außen hereingetragenen Dauerkrisenmodus. Ein normales Arbeiten, sofern man das als Oberbürgermeister überhaupt ansatzweise kann, war das sicher nicht. Das Thema Regiomed allein beschäftigt mich zeitweise wie ein 40 Stunden-Vollzeitjob. Aber wer OB wird weiß, dass er fast rund um die Uhr tätig ist. Intern ist mir ein Umbau der Verwaltung zu mehr Effektivität und Service wichtig. Kein leichtes Unterfangen, wie ich festgestellt habe. Aber wir arbeiten sehr intensiv daran.

Stichwort Energiekrise – Was macht die Stadt?

Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, wie wir im Ernstfall und einer Gasmangellage „Lebensqualität“ erhalten können. Auch wenn uns allen bewusst sein muss: Eine Kommune kann leider nicht alle Probleme lösen.  Die Coburgerinnen und Coburger können sich aber auf mich, meine Bürgermeisterkollegen und die Stadtverwaltung verlassen. Wir tun unser Möglichstes. Und anders als in vielen Kommunen Bayerns und Deutschlands geht es unserer Stadt vergleichsweise gut und wir können Dinge realisieren, von denen andere nur träumen.

In den vergangenen Monaten sind Sie wegen Krankheit einige Tage ausgefallen – auch wegen Corona – hat das Spuren hinterlassen?

Ich bin nur ein Mensch. Ich war lange Monate parallel zusätzlich zum Oberbürgermeister auch Baureferent, bis Frau Neumann kam. Und nach dem Tod von Thomas Nowak einige Monate in Vielfachfunktion OB, 3. Bürgermeister und Sozialreferent. Hinzu kommt das viele Sitzen in langen Besprechungen oft auf für mich zu kleinem Mobiliar bei fehlendem Ausgleich – für das Radfahren bleibt aktuell leider kaum Zeit. Das machte mir ab und an Probleme. Dem ein oder anderen, der mich gut kennt, ist das auch aufgefallen, auch wenn ich darum kein Aufsehen machen wollte. Letztlich muss ich mir im Kalender wieder mehr Zeit für Sport und auch ein bisschen Ruhe freiräumen.

Sind sie manchmal amtsmüde? So stressig haben Sie sich das Amt vermutlich nicht vorgestellt.

Ich hatte, als ich zur Wahl angetreten bin, keine Illusionen bezüglich des Arbeitsaufwands. Norbert Tessmer hat mich da gut vorbereitet. Aber dass Veränderungen im politischen und kommunalen Umfeld so anstrengend sind und lange dauern, hätte ich trotz der Erfahrungen aus der Stadtratsperiode 2014 bis 2020 nicht erwartet.

Aber um Ihre Frage zu beantworten: Ein klares NEIN, ich bin ganz und gar nicht amtsmüde. Die intensive Arbeit der ersten zwei Jahre zahlt sich langsam aus. Wir können die ersten Früchte ernten. Besonders wenn sich Probleme lösen, in die wir viel Zeit und Arbeit gesteckt haben, ist das unglaublich motivierend. So ist beispielsweise der Klinikneubau auf einem guten Weg. Die Pläne und Entscheidungen zum Klimaschutz und Klimafolgenanpassung greifen nun langsam und in Sachen Digitalisierung – also digitalem Service für Bürger – ist die Stadtverwaltung Coburg sehr viel weiter als die meisten anderen Städte in Bayern und ganz Deutschland. Und ganz grundsätzlich empfinde ich es als großes Privileg, in meiner Heimatstadt als Oberbürgermeister mitgestalten zu dürfen. Das macht große Freude.

Die Bürgerinnen und Bürger werden sehen, dass sich vieles zum Besseren wenden wird. Der tolle Feste-Sommer war nur ein Vorgeschmack. Und dass ich nun endlich ausgiebig mit den Coburgerinnen und Coburgern zusammenkommen kann, motiviert mich umso mehr.