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Stadt Coburg

Kontaktstelle Selbsthilfe

Wenn Betroffene zu Verbündeten werden

Die Kontaktstelle Selbsthilfe bringt Menschen mit ähnlichen Erfahrungen zusammen, berät bei der Gruppengründung und stärkt bestehende Selbsthilfegruppen. Ihr Ziel: Niemand soll mit Krankheit oder Krise allein bleiben, denn gemeinsam ist man stärker.

Das Team der Kontaktstelle Selbsthilfe: (v.l.) Lea Müller-Beerenwinkel, Julia Hofmann, Sabine Feuerbach-Heim.

„Der erste Schritt fällt oft am schwersten“, sagt Lea Müller-Beerenwinkel, aber: „In der Selbsthilfegruppe sitzen Leute, die das schon erlebt haben“, sagt sie. „Das macht es für Neue leichter.“ Als Verwaltungskraft der Kontaktstelle Selbsthilfe kennt sie Menschen, die nach langem Zögern den Mut aufgebracht haben, sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen – und es nicht bereut haben.

Die Kontaktstelle Selbsthilfe ist in Coburg seit 1987 eine wichtige Anlaufstelle für alle, die Austausch und Unterstützung suchen. „Wir beraten und informieren Menschen, die sich für die Mitarbeit in einer Selbsthilfegruppe interessieren“, erklärt Sabine Feuerbach-Heim. Ihre Arbeit beginnt oft mit einer einfachen Frage: Gibt es für mein Thema schon eine Gruppe? „Wir schauen erst, ob es bestehende Gruppen regional oder überregional gibt“, so ihre Kollegin Julia Hofmann. Gerade bei seltenen Erkrankungen kann das eine Herausforderung sein. „Wenn wir dann einige Leute in Bayern zusammenbringen, sind die oft schon unendlich dankbar, nicht mehr allein zu sein.“

Gibt es noch keine passende Selbsthilfegruppe, helfen die beiden Sozialpädagoginnen Feuerbach-Heim und Hofmann bei der Gründung. „Wir veröffentlichen Presseaufrufe, welche Betroffenen gesucht werden, legen Interessentenlisten an und ermöglichen das Kennenlernen beschreibt Hofmann das Vorgehen. „Sobald sich genügend Personen finden, organisieren und moderieren wir ein Gründungstreffen. Bei diesen Treffen sind wir in der Anfangszeit persönlich dabei, um die neue Gruppe zu begleiten – manchmal reicht das nach zwei, drei Treffen, manchmal braucht es auch mehrere Anläufe, immer nach dem Grundsatz: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich“.

Ein Bereich, der in den letzten Jahren stark gewachsen ist, sind die Selbsthilfegruppen für psychische Erkrankungen. „Viele Betroffene haben bei Therapeut*innen lange Wartezeiten und kommen deshalb nach einem Klinikaufenthalt zu uns“, berichtet Feuerbach-Heim. „Für Betroffene sind die Selbsthilfegruppen oft eine Anlaufstelle, um Unterstützung zu finden.“ Besonders angefragt seien derzeit Depressionsgruppen für junge Erwachsene. Wichtig sei dabei, dass die Initiative immer von den Betroffenen selbst ausgehe: „Wir denken uns keine Gruppen aus, sondern reagieren auf den Bedarf“, betont Hofmann. „Nur, wenn Menschen aktiv etwas an ihrer Situation verändern wollen und die Erfahrungen von Gleichbetroffenen hören wollen, werden wir tätig.“

Auch wenn sich mal keine größere Gruppe findet, lohnt sich die Arbeit der Kontaktstelle. „Dann vernetzen wir einzelne Betroffene direkt miteinander“, sagt Feuerbach-Heim. „Sie sind oft sehr dankbar, überhaupt jemanden zu finden, der die gleichen Ängste und Sorgen hat, denn unter Gleichbetroffenen finden sie das größte Verständnis.“

Weitere Aufgaben der Kontaktstelle sind die Organisation von Gesamttreffen aller Gruppenleiter*innen zu gruppenspezifischen Themen und Fortbildungen für Selbsthilfe-Aktive bei gruppeninternen Schwierigkeiten.  Die Gruppen werden auch bei ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt, um das Angebot der Selbsthilfe bekannt zu machen. Auch bei der Suche nach geeigneten Räumen für Gruppentreffen steht die Kontaktstelle mit Rat und Tat zur Seite.

In der Kontaktstelle befindet sich auch die Geschäftsstelle des Regionalen Runden Tisches Coburgs zur finanziellen Förderung der gesundheitsbezogenen Selbsthilfegruppen durch die Krankenkassen nach § 20h SGB V. „Die Krankenkassen zahlen hier anhand ihrer Versichertenzahlen einen Zuschuss für die Arbeit der Selbsthilfegruppen – etwa für Referenten, Projekte, Fortbildungen oder Öffentlichkeitsarbeit“, erklärt Feuerbach-Heim. Seit 25 Jahren läuft diese Förderung über die Kontaktstelle Selbsthilfe.

Früher gab es einen gedruckten Wegweiser mit allen Selbsthilfegruppen, der an alle professionellen Helfer*innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich verschickt wurde. Heute gibt es nur noch einen Flyer der Kontaktstelle mit allen Themen der Selbsthilfegruppen und eine digitale Übersicht - die „Selbsthilfebörse“ - auf der Website https://www.coburg.de/selbsthilfegruppen (Öffnet in einem neuen Tab). „Das ist praktischer“, sagt Hofmann, „denn, wenn sich Ansprechpartner*innen oder Telefonnummern ändern, können wir das zeitnah aktualisieren.“

Alle Beratungsangebote der Kontaktstelle sind kostenlos. „Auch eine anonyme Kontaktaufnahme ist möglich“, betont Hofmann. „Es werden keine persönlichen Daten abgefragt oder gespeichert.“ Die Hemmschwelle für den ersten Schritt soll so niedrig wie möglich sein und wenn der einmal geschafft ist, dann zeigt sich immer wieder: „Gemeinsam geht es leichter“.

Kontaktstelle Selbsthilfe

Oberer Bürglaß 1
96450 Coburg

Öffnungszeiten

Montag8:30 Uhr - 15:30 Uhr
Dienstag8:30 Uhr - 15:30 Uhr
Mittwoch8:30 Uhr - 12:00 Uhr
Donnerstag8:30 Uhr - 15:30 Uhr
Freitag8:30 Uhr - 12:00 Uhr

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