Ein Erfolg kann die Coburger Kulturstrategie nur werden, wenn alle Beteiligten mitgenommen werden und ihnen nicht übergestülpt wird. Davon ist Dr. Patrick S. Föhl überzeugt. Sein „Netzwerk Kulturberatung“ entwickelt im Auftrag der Stadt die neue Kulturstrategie.
Am Anfang hat sich Dr. Föhl erstmal einen Überblick verschafft. Jetzt – kurz vor Ende der Analysephase – lautet sein Zwischenfazit: Die Kulturlandschaft zeigt sich engagiert und meinungsstark. Es bezieht sich dabei auf die erste Online-Umfrage, bei der sich vom 16. bis 29. Mai 2025 insgesamt 259 Personen eingebracht haben. Die Antworten hat er zusammen mit seinem Team in fünf Themen ordnen können.
1. Sichtbarkeit und Profil
Coburg hat kulturell viel zu bieten – von klassischer Hochkultur bis zu freien und interkulturellen Szenen. Doch viele wünschen sich mehr Sichtbarkeit und ein klares Profil, das die Vielfalt stärker nach außen trägt. Genannt wurden u. a. die Förderung subkultureller Formate, die bessere Wahrnehmbarkeit freier Künstler*innen und der Wunsch nach einem Stadtmuseum als Ort kultureller Identität.
2. Zugang und Teilhabe
Kultur soll für alle da sein – doch nicht alle erleben sie gleich. Die Befragung zeigt deutlich: Es braucht mehr inklusive, kostenfreie Angebote, stärkere kulturelle Bildung und Formate, die Jugendkultur und Pop sichtbar machen. Auch Beteiligungsformate wie Kulturbeiräte wurden mehrfach vorgeschlagen.
3. Förderung und Anerkennung
Eine gerechtere Verteilung von Fördermitteln, klare Kriterien und Unterstützung auch jenseits etablierter Institutionen waren häufige Forderungen. Die freie Szene und das Ehrenamt wünschen sich mehr Anerkennung und verlässliche Strukturen.
4. Räume und Infrastruktur
Proberäume, Ausstellungsmöglichkeiten, Orte für spontane Kultur – es fehlt an passenden Räumen. Auch die stärkere kulturelle Nutzung des öffentlichen Raums und die Wiederbelebung musealer Orte wurden angeregt.
5. Kommunikation und Vernetzung
Die Kulturszene wird als vielfältig, aber auch fragmentiert wahrgenommen. Gewünscht wird eine zentrale Anlaufstelle, transparente Kommunikation und bessere Abstimmung zwischen Kultur, Politik und Verwaltung. Ein digitaler Veranstaltungskalender oder eine zentrale Plattform wurden konkret genannt.
Querschnittsthemen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit
Neben den inhaltlichen Schwerpunkten traten zwei übergeordnete Themen hervor: der Wunsch nach digitalen Lösungen für Information und Vernetzung sowie ein wachsendes Bewusstsein für ökologische Nachhaltigkeit im Kulturbereich – etwa in Bezug auf Veranstaltungsökologie oder umweltfreundliche Infrastruktur.
Leitfadeninterviews mit Akteur*innen
Aktuell läuft die zweite Beteiligung der Coburger Kulturszene. Den Begriff fasst er hier etwas weiter, so beeinflussen auch Unternehmen, Stadtverwaltung und –spitze die Kultur in unserer Stadt. Insgesamt dreizehn Interviews führt Dr. Föhl, sie alle laufen nach dem gleichen Leitfaden ab und können so vergleichbare Ergebnisse liefern. Ziel ist es, ein möglichst umfassendes Bild der kulturellen Bedarfe, Potenziale und Perspektiven zu gewinnen. Sonderrollen gibt es nicht, alle Kulturschaffenden sind für diesen Prozess und die künftige Coburger Kulturlandschaft gleich wichtig.
Die Kulturstrategie entsteht im Dialog. Bereits am Anfang wurde mit dem Kulturbeirat ein Arbeitskreis der Kulturschaffenden ins Leben gerufen. Diese Coburger*innen begleiten den ganzen Prozess und können so auch kurzfristig Input geben. Sie sind ebenfalls in die Vorbereitung der nächsten Phase eingebunden. In der Beteiligungsphase sind Workshops und Dialogveranstaltungen mit der Bevölkerung geplant. So können die Erwartungen und Bedürfnisse der ganzen Stadtgesellschaft in der Kulturstrategie berücksichtigt werden. Diese Veranstaltungen werden in den kommenden Monaten stattfinden.
Im letzten Schritt wird aus den gesammelten Informationen und Bedürfnissen in der Konzeptionsphase die Coburger Kulturstrategie formuliert. Dabei steht Qualität vor Quantität, betont Dr. Kerstin Lindenlaub, die Leiterin der städtischen Kulturabteilung: „Wir möchten lieber wenige gute Ideen gut umsetzen.“ Diese könnten dann beispielhaft weitere Ideen hervorbringen. Die Kulturstrategie soll im ersten Halbjahr 2026 vorgestellt werden.