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Stadt Coburg

29. Mai 2023

Grußwort zum CC-Festkommers 2023

Oberbürgermeister Dominik Sauerteig

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

zunächst einmal herzlichen Dank für die freundliche Begrüßung heute hier im Festzelt zum Festkommers. Ich freue mich, erstmals hier bei Ihnen beim Festkommers sein zu können. Letztes Jahr hatte ich ja Urlaub. Sie verstehen sicher, dass auch das einem Oberbürgermeister zusteht.

Der CC ist eine traditionelle Veranstaltung im Coburger Veranstaltungskalender. Und das mit langer Geschichte seit über 150 Jahren. Als langjähriges Mitglied meiner Schülerverbindung Ernestina weiß ich das Positive am Verbindungswesen durchaus einzuschätzen. 

Sie wissen aber sicher alle, dass ich nicht alle Traditionen des Pfingsttreibens für zeitgemäß ansehe. Aber ein schöner Festkommers, das ist grundsätzlich etwas Sinnvolles. Im nächsten Jahr wird einen solchen beispielsweise ihr Mitgliedsbund Franco-Borussia im Coburger Rathaus abhalten dürfen. 

Was mir aber immer wichtig war und ist in der Diskussion mit dem Coburger Convent, ist ein offener und ehrlicher Austausch. Man kann selbstverständlich unterschiedlicher Meinung sein. Aber man muss auf Augenhöhe und fair diskutieren. Vielleicht kommt man dann zu einer Einigung. 

Ich begegne Ihnen allen mit Respekt und Anstand. Und ich finde, es gebietet der Anstand, dass man als guter Gast in Coburg der Stadt Coburg, dem Amt des Oberbürgermeisters und auch dem Menschen dahinter selbst mit Respekt begegnet. 

Eigentlich würde ich nicht über geleakte E-Mails sprechen. Ich finde es – wie vermutlich Sie auch – nicht richtig, private Mailaccounts zu hacken und private Diskussionen an die Öffentlichkeit zu zerren. Über den Inhalt dieser Mails möchte ich daher kaum Worte verlieren. 

Was mich allerdings doch sehr erstaunt hat, war der eklatante Mangel an Respekt, der u.a. der Stadt Coburg, einzelnen Mitgliedern des Coburger Stadtrats und mir als Oberbürgermeister darin entgegengeschlagen ist. 

Ich wurde ja schon als vieles bezeichnet. Aber als Regenwurm? 

Das ARTE Magazin bezeichnet den Regenwurm als „König des Erdreichs“. Er gehört zu den stärksten Tieren der Welt und ist unverzichtbarer Alleskönner. Ich fühle mich hier durchaus mit letzterem richtig getroffen. 

Ich glaube aber nicht, dass diese Deutung in der Mail gemeint war. Die tatsächliche Deutung kann ich mir aber gut vorstellen. 

Natürlich steht es Ihnen frei zu kritisieren, dass der Rathausbalkon für den Montagabend nicht mehr zur Verfügung gestellt wird. Aber der herabwürdigende Ton, der mangelnde Respekt, die abschätzige Intonierung dieser Mails hat mich doch sehr erstaunt und nachdenklich gemacht: Ist das der übliche Umgang von gebildeten Verantwortungsträgern mit Menschen, die anderer Meinung sind? 

Auf ihrer Homepage des CC führen Sie selbst folgendes aus: 

„Der Verband erwartet von seinen Mitgliedern, dass sie sich jederzeit für die Bundesrepublik Deutschland und deren freiheitlich-demokratische und liberal-rechtsstaatliche Ordnung einsetzen.

Die Mitglieder des Coburger Convents wollen sich gegenseitig zu fähigen Menschen erziehen, die in ehrenhafter, aufgeschlossener und freiheitlicher Gesinnung ihr Leben führen. 

Alle Mitglieder vereinen die Grundsätze des Verbandes – Ehre, Freiheit, Freundschaft, Vaterland – wobei die Grundsätze unter sich gleichwertig sind. 

Ehrenhaftes Handeln ist das allgemeingültige Prinzip echter Menschlichkeit und die Freiheit des Menschen sein höchstes Gut.“

Und so wie Sie vielleicht enttäuscht waren, dass ich nach der Wahl auch weiterhin das tue, was ich vor der Wahl gesagt habe, nämlich den Fackelzug kritisch zu begleiten, so enttäuscht war ich, als in diesen geleakten E-Mails ganz offensichtlich nicht das gelebt wird, was ihre Selbstdarstellung eigentlich verspricht.

Lassen Sie mich das also einmal hier und heute ganz deutlich sagen: Rechtsradikales Gedankengut und die Verharmlosung der NS-Diktatur hat in unserer Gesellschaft keinen Platz. Und in unserer schönen Stadt Coburg mit seiner unrühmlichen Vergangenheit als erste braune Stadt Deutschlands erst recht nicht. Und wer als guter Demokrat Kenntnis davon erlangt, dass eine Person in Coburg oder anderswo den Hitlergruß wie auch immer praktiziert, sei es verbal oder durch Geste, der hat dies offenzulegen und nicht zu vertuschen. 

Das ist für mich ehrenhaftes Verhalten!

Weniger in diese Kategorie fällt hingegen das Sinnieren über vermeintliche Fahndungsplakate betreffend unliebsamer Journalisten oder das Weiterleiten als vertraulich gekennzeichneter Reden. 

Sein Gastrecht kann man auch verwirken. Das wollen aber weder Sie noch ich. Auch das sage ich an dieser Stelle sehr deutlich. 

Ich finde, wir sollten gemeinsam an einer Zukunft des Coburger Convents in Coburg arbeiten. Einer solchen, in der meine und unsere schöne Stadt nicht alljährlich zu Pfingsten mit Negativschlagzeigen in ganz Deutschland diskutiert wird. 

Ich biete Ihnen weiterhin einen offenen und ehrlichen Umgang miteinander an. Es bleibt Ihnen überlassen, ob Sie mir und ganz Coburg, auch ihren Kritikern, mit Respekt begegnen wollen. Oder ob Sie lieber außerhalb Ihres und unseres gemeinsamen Wertekanons Kritik und Kritiker herabwürdigen.

In diesem Sinne entlasse ich Sie für die nächsten Stunden des Coburger Convents mit der Frage:

Sind Sie alle wirklich der Meinung, dass es einem guten Gast wirklich angemessen ist, der Nichtzurverfügungstellung des Rathausbalkons am Montagabend mit einer hydraulischen Hebebühne zu antworten? 

Herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit.

Und bis zum nächsten Jahr.