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Stadt Coburg

Podcast

Stadtspaziergang mit dem Behindertenbeauftragten

Barrierefreiheit ist mehr als nur ein Thema für Menschen mit Behinderung - sie betrifft uns alle: Eltern mit Kinderwagen, Senior*innen mit Rollatoren, Menschen nach einem Unfall und viele mehr. Wie steht es um die Zugänglichkeit und Teilhabe in Coburg? Ein Stadtspaziergang mit Heinz Rembor, dem Behindertenbeauftragten.

Heinz Rembor ist der Behindertenbeauftragte der Stadt Coburg. Er hat im Podcast "Markt 1" über seine Aufgaben gesprochen.

Markt 1 - der Podcast aus dem Coburger Rathaus

Wie barrierefrei ist Coburg? In dieser Folge von Markt 1 nehmen wir Sie mit auf einen kritischen Spaziergang durch die Innenstadt – gemeinsam mit Heinz Rembor, dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung. Kopfsteinpflaster, Außengastronomie und fehlende öffentliche Toiletten sind nur einige der Hürden. Rembor erklärt, warum Barrierefreiheit alle betrifft, welche Fortschritte Coburg gemacht hat – und wo es noch hakt. Eine ehrliche Bestandsaufnahme mit Blick auf Chancen, Verantwortung und einen Traum: echte Inklusion.

Bereits zu Beginn wird klar: Coburg ist eine Herausforderung. „Der Marktplatz ist immer ein Thema, er ist nicht barrierefrei“, berichtet der städtische Behindertenbeauftragte Heinz Rembor. Auch die Außengastronomie und die vielen Kopfsteinpflaster sorgen für Hürden. Besonders für Menschen mit Sehbehinderung seien die unterbrochenen Gehwege und eingelassenen Linien aus Kopfsteinpflaster problematisch, beispielsweise in der oberen Ketschengasse.

Rembor, der seit über 45 Jahren in der Behindertenarbeit tätig ist, sieht seine Aufgabe darin, die Interessen behinderter Menschen zu vertreten und Barrieren abzubauen – nicht nur für Menschen mit Behinderung, sondern für alle. „Barrierefreiheit ist eben ohne Barrieren, das trifft ältere Menschen genauso wie Eltern mit Kinderwagen oder Menschen mit Rollatoren“, betont er.

Beteiligung an Bauprojekten und alltägliche Hindernisse 

Die Stadt Coburg bezieht ihren Beauftragten für die Belange behinderter Menschen früh in Bauvorhaben ein. So werden Leitsysteme für Sehbehinderte, Absenkungen an Gehwegen und andere Maßnahmen umgesetzt. Dennoch gibt es Grenzen, etwa durch Denkmalschutz oder die geografische Lage Coburgs, die nicht immer die genaue Umsetzung alles Denkbaren erlauben. „Der bestmögliche Kompromiss ist immer das Ziel“, so Rembor.

Neben baulichen Maßnahmen ist Rembor die Bewusstseinsbildung wichtig. Viele Hürden entstünden nicht aus böser Absicht, sondern aus Unwissenheit. „Meine Aufgabe ist es, nicht Vertreter der Bauvorschriften zu sein, sondern der Menschen mit Behinderung“, erklärt er. Kleine Dinge wie Mülltonnen auf Gehwegen oder Blumentöpfe auf dem Bürgersteig können den Alltag für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen erheblich erschweren.

Beratung, Projekte und Austausch

Wer selbst ein Problem feststellt, kann sich jederzeit an Heinz Rembor wenden – telefonisch oder per E-Mail an behindertenbeauftragtercoburgde. Er vermittelt dann zwischen Betroffenen und den zuständigen Stellen wie Bauamt, Ordnungsamt oder auch der städtischen Wohnbau.

Aktuell arbeitet Rembor an verschiedenen Projekten, darunter Veranstaltungen zu Themen wie Behindertenausweis und Freizeitmöglichkeiten für Menschen mit Behinderung. Im Oktober und Dezember sind entsprechende Veranstaltungen geplant, die nicht nur informieren, sondern auch zur Sensibilisierung beitragen – etwa durch Selbsterfahrungsübungen mit Rollstuhl oder Simulationsbrillen.

Coburg im Vergleich und Ausblick

Im Vergleich mit anderen bayerischen Städten sieht Rembor Coburg im oberen Drittel, was Barrierefreiheit angeht. Doch es gibt noch viel zu tun: Öffentliche Toiletten, insbesondere barrierefreie, fehlen an vielen Stellen. Auch in der Gastronomie gebe es noch starken Nachholbedarf, aber das sei nicht Aufgabe der Stadt. Positiv hervor heben will er dagegen Projekte wie inklusive Spielgeräte auf Spielplätzen und die Integration von digitalen Lösungen wie Parksensoren auf Behindertenparkplätzen.

Barrierefreiheit sei ein stetiger Prozess und ein gesellschaftlicher Auftrag, so Rembor. „Mein großer Traum ist, dass es mich gar nicht mehr braucht – weil Inklusion selbstverständlich ist.“

Offene Baustellen und gesellschaftliche Verantwortung

Am Ende des Spaziergangs bleibt: Barrierefreiheit ist keine einmalige Aufgabe, sondern ein fortlaufender Prozess, der Kompromisse und Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten erfordert. Sie ist ein Grundrecht und sollte als solches in allen gesellschaftlichen Bereichen mitgedacht werden – nicht nur, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist, sondern weil es Coburg für alle lebenswerter macht.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Coburg/Constantin Hirsch