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Stadt Coburg

Stolperstein

Wolf Baumwollspinner

Inhalt

  1. Biographie
  2. Jugendjahre
  3. Umzug nach Coburg und Heirat
  4. Wachsender Antisemitismus
  5. NS-Zeit
  6. Gescheiterte Flucht
  7. Deportation und Ermordung
Verlegeort des Stolpersteins

Biographie

Stolperstein für Wolf Baumwollspinner (ki-bearbeitet)

Wolf Baumwollspinner kam am 15. September 1882 in Przemysl (polnisch: Przemyśl; Österreich-Ungarn) zur Welt.[1] Seine Eltern waren Jakob Baumwollspinner und Debora Baumwollspinner, geborene Freudenhaien. Wolf hatte einen Bruder:  

  • Moritz Baumwollspinner (geboren am 7. Mai 1900 in Przemysl)  

Jugendjahre

Eine dauerhafte jüdische Präsenz in Przemyśl lässt sich mit einiger Wahrscheinlichkeit ab dem 13. Jahrhundert annehmen. Frühere Hinweise auf jüdische Kaufleute im 11. oder 12. Jahrhundert sind bislang nicht durch schriftliche Quellen eindeutig belegt. Im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts kam es jedoch im Rahmen allgemeiner Migrationsbewegungen innerhalb Europas – unter anderem als Folge von Verfolgungen im Westen – zu einer zunehmenden Ansiedlung von Juden in polnischen Städten, darunter auch in Przemyśl. In dieser Zeit entwickelte sich vermutlich eine kleine jüdische Gemeinde. Ein Dokument aus dem Jahr 1459 erwähnt erstmals eine als „jüdisch“ bezeichnete Straße.[2] König Sigismund August II. erteilte 1559 den in Przemysl lebenden Juden das Privileg, in der Stadt „für ewige Zeiten“ leben zu dürfen und stellte sie  in bestimmten rechtlichen Belangen mit den christlichen Einwohnern gleich.[3] 

Nach der Ersten Teilung Polens im Jahr 1772 fiel Przemyśl an die Habsburgermonarchie und wurde Teil des neu geschaffenen Königreichs Galizien und Lodomerien (1804). Die Habsburger beschnitten die bestehenden Privilegien und führten ebenfalls Beschränkungen für den jüdischen Handel und das Gewerbe ein. Diese Maßnahmen sollten unter anderem die sozioökonomische Vorherrschaft der christlichen Bevölkerung sichern.[4] Trotz dieser Restriktionen wuchs die jüdische Bevölkerung in Przemyśl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts stark an. So lebten im Jahr 1870 rund 5.700 Juden in der Stadt, was etwa 38,2 % der Gesamtbevölkerung entsprach. Bis 1910 stieg ihre Zahl auf knapp 16.000 Personen an; der relative Anteil sank dabei auf 29,7 %, was auf das allgemeine Bevölkerungswachstum zurückzuführen ist.[5] Der wirtschaftliche Aufschwung der Stadt – insbesondere durch den umfangreichen Ausbau der Festung Przemyśl ab den 1870er Jahren – bot neue Erwerbsmöglichkeiten. Viele jüdische Händler und Handwerker waren an der Versorgung und Instandhaltung der Garnison beteiligt.[6] Das rasche demografische Wachstum führte auch zu institutionellen Veränderungen innerhalb der jüdischen Gemeinde: Neue Friedhöfe wurden angelegt, bestehende Synagogen erweitert und zusätzliche Bethäuser errichtet. In diesem Umfeld wuchs auch Wolf Baumwollspinner auf, der nach seiner Schulzeit den Beruf des Kaufmanns erlernte.[7]  

Umzug nach Coburg und Heirat

Werbung der Firma Baumwollspinner 1922

Im Jahr 1906 ließ sich der aus Galizien stammende Kaufmann Wolf Baumwollspinner in der oberfränkischen Stadt Coburg nieder. Bereits im darauffolgenden Jahr gründete er gemeinsam mit dem Kaufmann Adolf Mückenbrunn ein sogenanntes Warenkredithaus – ein Einzelhandelsgeschäft, das Konsumgüter gegen Ratenzahlung anbot.[8] Nach etwa drei Jahren schied Mückenbrunn aus dem Unternehmen aus, woraufhin Baumwollspinner das Geschäft allein weiterführte.[9]

Am 22. Dezember 1908 heiratete er in Coburg die 32-jährige Frieda Freund (Öffnet in einem neuen Tab).[10] Sie war ebenfalls Jüdin und wurde am 1. April 1876 in Beuthen (polnisch: Bytom; Königreich Preußen) geboren. Ihre Eltern hießen Moritz Freund und Johanna Freund, geborene Freund. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Johanna (geboren am 21. September 1909)[11], und Hermann (Öffnet in einem neuen Tab) (geboren am 25. August 1912).[12] Die Familie wohnte zunächst in einer Wohnung am Unteren Bürglaß 11.[13] Im Jahr 1909 verlegte Wolf Baumwollspinner seinen Geschäftssitz in die Heiligkreuzstraße, wo sich auch die neue Wohnung der Familie befand.[14] 1919 erwarb er für 47.000 Mark das Anwesen in der Judengasse 8  und eröffnete dort ein Möbel- und Modewarengeschäft.[15]

Wachsender Antisemitismus

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges hatte sich das Leben für Juden in Coburg fast schlagartig verändert. Viele Coburger machten sie für die Niederlage und das daraus resultierende wirtschaftliche und politische Chaos verantwortlich. So waren es zunächst Flugblätter, Zeitungsartikel, Plakate und Vorträge, die ab 1919 gegen die vermeintlichen Schuldigen für die Misere hetzten. Zusammen mit dem frühen Aufstieg des Nationalsozialismus in der Vestestadt bildete dies die Basis für die späteren Gewalttaten gegen die jüdische Bevölkerung. In einer ersten Stufe, welche nach der Machtübernahme der Coburger Nationalsozialisten im Jahr 1929 einsetzte, nahmen zunächst die Beschädigungen gegen jüdisches Eigentum und Körperverletzungen gegen einzelne jüdische Bürger massiv zu. Die Juden ihrerseits versuchten sich in dieser Phase mit Anzeigen und Gerichtsprozessen zur Wehr zu setzen. Gebracht hat dies allerdings nichts. Unter dem Eindruck dieser Entwicklung verließen viele Juden die Vestestadt, nachdem bis 1925 ein Anstieg der jüdischen Einwohnerzahlen zu verzeichnen war. Umfasste die jüdische Gemeinde 1925 noch 316 Personen, so sank deren Zahl bis 1933 auf 233 ab.[16]

Den zunehmenden antisemitischen Terror bekam auch die Familie Baumwollspinner früh zu spüren. Im Oktober 1931 erstattete Frieda Baumwollspinner bei der Stadtpolizei Anzeige gegen unbekannt. In ihrer Aussage schilderte sie: „Am Sonnabend gegen ¾ 10 Uhr ging ich mit meinem Sohne über den Marktplatz. Bevor wir an die Ecke Spitalgasse kamen, hörte ich, daß jemand schnell hinter uns herkam. In demselben Moment bekam auch schon mein Sohn einen derartig wuchtigen Schlag ins Gesicht, daß er umfiel und liegen blieb.“[17] Die Polizei nahm zwar die Anzeige auf, doch der Täter wurde nicht ermittelt. Dieser Ausgang war nicht untypisch für die damalige Zeit, in der antisemitisch motivierte Übergriffe zunehmend geduldet oder bagatellisiert wurden.[18] 

NS-Zeit

Zerstörung der Schaufenster Baumwollspinners in der Reichspogromnacht

Nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 und der sukzessiven Ausschaltung politischer Gegner im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung verschärfte sich die Situation für die Familie Baumwollspinner dramatisch. Im März 1933 wurde Hermann Baumwollspinner von Mitgliedern der SA verhaftet, die als sogenannte Hilfspolizei fungierten und die reguläre Stadtpolizei unterstützten. Die Anschuldigungen gegen ihn wegen angeblicher „unzüchtiger Handlungen“ dienten als Vorwand für seine Verhaftung. Er wurde dabei in sogenannte „Schutzhaft“ genommen– ein Begriff, der im nationalsozialistischen Sprachgebrauch die rechtsstaatlich nicht legitimierte, willkürliche Inhaftierung von Regimegegnern und jüdischen Bürgern verschleiern sollte.  Während seiner Inhaftierung wurde Hermann Baumwollspinner mindestens einmal schwer misshandelt. SA-Leute malträtierten ihn solange mit Gummiknüppeln, bis er ein „Geständnis“ ablegte.[19] Wolf Baumwollspinner selbst war zum Zeitpunkt dieser Übergriffe geschäftlich verreist und blieb daher körperlich unversehrt. Die Vorgänge setzten ihm jedoch psychisch stark zu. In der Folge unternahm er einen Suizidversuch, den er überlebte.[20] In internen Kommentaren bezeichnete die Coburger Ortsgruppe der NSDAP den Suizidversuch zynisch als „Beweis“, dass „ nicht nur der Sohn, sondern auch der Vater jüdische Machenschaften treibt, sonst würde er nicht zu Selbstmord gegriffen haben.“[21]

Kurz nach der Verhaftung des Sohnes riefen die Nationalsozialisten zum Boykott des Möbel- und Modewarengeschäftes auf.[22] Der Kundenverkehr ging daraufhin stark zurück, was die wirtschaftliche Existenz des Unternehmens bedrohte. Um den Lebensunterhalt seiner Familie trotzdem gewährleisten zu können, betrieb Wolf Baumwollspinner wohl seit den 1930er Jahren in umfangreicheren Maße einen Hausierhandel.[23] Doch auch in diesem wirtschaftlichen Tätigkeitsfeld schickte sich die Ortsgruppe der NSDAP aber auch die Coburger Stadtverwaltung an, die Verdienstmöglichkeiten für jüdische Händler zu unterbinden.[24] Obwohl das Arbeitsamt Coburg Wolf Baumwollspinner  am 18. Februar 1938 einen Wandergewerbeschein „ohne Vorbehalt“ bewilligte, war dieser bis Mitte März noch nicht ausgehändigt worden. In einem Schreiben an die städtische Gewerbepolizei vom 11. März 1938 bat Baumwollspinner eindringlich um die Ausstellung: „Betr. Gewerbe Legitimationskarte für 1938 bitte ich wiederholt ergebenst mir solche doch tunlichst ausstellen lassen zu wollen, da von dieser meine Existenz abhängt, denn das Ladengeschäft ist so gut wie nichts und wenn ich nicht draußen die Kundschaft aufsuche, kann ich nichts verkaufen, also auch nichts verdienen, denn in meinen Laden kommt niemand.“[25]  Das Schreiben gibt eindrücklich Einblick in die prekären wirtschaftlichen Verhältnisse jüdischer Geschäftsleute in dieser Zeit und dokumentiert den massiven wirtschaftlichen Druck durch Boykott und Isolation.

Am 28. März 1938 fand unter Leitung von Bürgermeister Franz Rehlein eine Beratung der Coburger Verwaltungsbeiräte statt. Der darauffolgende Beschluss vom 5. April sah die Versagung des Wandergewerbescheins für Wolf Baumwollspinner vor.[26] In der Begründung hieß es unter anderem, jüdische Händler stellten eine „nicht mehr vertretbare Konkurrenz“ zum örtlichen Einzelhandel dar. Zudem würden Landkunden durch ihre Einkäufe bei Juden davon abgehalten, in der Stadt einzukaufen. Baumwollspinner selbst wurde unterstellt, er verfüge über beachtliche Einnahmen aus seinem Hausbesitz.[27] Diese Argumentation widersprach jedoch den tatsächlichen Verhältnissen. In dem bereits erwähnten Schreiben vom 11. März hatte Baumwollspinner geschildert, dass er bereits sämtliche Rücklagen aufgebraucht, Lebensversicherungen aufgelöst und sogar das Familienklavier verkauft habe, um finanzielle Verpflichtungen erfüllen zu können: „Daß schon seit Jahren mein Umsatz gegen früher bedeutend zurückgegangen ist, brauche ich wohl kaum besonders zu erwähnen, doch habe ich deshalb schon alle mit verfügbaren Reserven herangezogen, um meinen Verpflichtungen gerecht zu werden. Die Lebensversicherungen habe ich mir zurückzahlen oder beleihen lassen, alle Spargroschen abgehoben, das Klavier verkauft etc., nur um allen gerecht zu werden“.[28] 

Nachdem ihm der ablehnende Bescheid am 8. April 1938 zugestellt worden war, legte Baumwollspinner Beschwerde bei der Regierung von Ober- und Mittelfranken in Ansbach ein.[29] Darin widersprach er erneut der Annahme einer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit und verwies auf seine tatsächlichen Einnahmen (ca. 1.093 RM) sowie Ausgaben (ca. 1.670 RM). Außerdem wehrte er sich gegen die Unterstellung mangelnder Zuverlässigkeit: In drei Jahrzehnten gewerblicher Tätigkeit sei ihm nie eine Pflichtverletzung vorgeworfen worden.[30] Dennoch zog Baumwollspinner die Beschwerde am 29. April 1938 wieder zurück – höchstwahrscheinlich infolge von Einschüchterung oder Bedrohung. Ein eindeutiger Beweis dafür liegt jedoch nicht vor.[31]

Die Familie blieb auch weiterhin von der zunehmenden Radikalisierung der nationalsozialistischen Judenpolitik betroffen. Die Entrechtung jüdischer Bürger intensivierte sich nach der Einführung der Nürnberger Rassengesetze im Jahr 1935[32] weiter und kulminierte in den Novemberpogromen 1938. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurden die Schaufenster des Geschäfts von Nationalsozialisten zerstört. Der entstandene Schaden wurde mit 126,70 Reichsmark beziffert.[33] Am folgenden Tag wurden Wolf und Frieda Baumwollspinner aus ihrem Haus geholt und gemeinsam mit anderen jüdischen Bürgern durch die Innenstadt getrieben. Auf dem Marktplatz wurden sie öffentlich gedemütigt – eine Form der antisemitischen Gewalt, die an vielen Orten des Deutschen Reiches während der Pogrome stattfand. Während Frauen und Kinder später nach Hause zurückkehren durften, wurden die jüdischen Männer in die alte Angerturnhalle gebracht. Eine zunächst geplante Überstellung in das Konzentrationslager Dachau wurde wegen Überfüllung verworfen; stattdessen erfolgte die Verlegung in das Gefängnis Hof/Saale. Ob Wolf Baumwollspinner zu den Inhaftierten gehörte, lässt sich aus den verfügbaren Quellen nicht eindeutig belegen.[34] 

Mit den Verordnungen „zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ vom 12. November 1938 sowie „über den Einsatz des jüdischen Vermögens“ vom 3. Dezember 1938 wurde die weitere gewerbliche Betätigung jüdischer Unternehmer untersagt.[35] Jüdische Unternehmen mussten bis zum 31. Dezember 1938 schließen, was auch das Geschäft der Familie Baumwollspinner betraf.[36] Unter zunehmendem wirtschaftlichen und politischen Druck sah sich Wolf Baumwollspinner gezwungen, das Wohn- und Geschäftshaus in der Judengasse zu verkaufen. Der Verkauf an Emil und Rosa Engelhardt erfolgte zu einem Preis von 20.100 Reichsmark – deutlich unter Marktwert. Aufgrund dieses Preisunterschieds wurde eine „Ausgleichszahlung“ in Höhe von 400 RM an das Deutsche Reich fällig. Die Regierung von Ober- und Mittelfranken genehmigte den Verkauf im Juni 1939 unter der Auflage, dass der Erlös auf ein Sperrkonto überwiesen wurde, über das die Familie nur mit Zustimmung des Oberfinanzpräsidenten Nürnberg verfügen durfte.[37] Dieser Vorgang war Teil der systematischen „Arisierung“, bei der jüdisches Eigentum unter Zwang eingezogen wurde.

Gescheiterte Flucht

Meldekarte von Wolf und Frieda Baumwollspinner

Die zunehmende Verfolgung durch das nationalsozialistische Regime veranlasste Wolf und Frieda Baumwollspinner schließlich, Deutschland zu verlassen. Im Juli 1939 verließen sie Coburg mit dem Ziel, nach Palästina zu fliehen.[38] Ihre Flucht führte sie zunächst nach Italien, von wo aus sie über Nordafrika nach Palästina zu gelangen hofften.[39] In Bengasi (Libyen), das damals unter italienischer Kolonialherrschaft stand, endete ihre Flucht.[40] Nach dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 begann die faschistische Regierung unter Benito Mussolini, Internierungslager für sogenannte „feindliche Ausländer“ einzurichten. Am 4. September 1940 trat eine entsprechende Verordnung in Kraft, die auch jüdische Flüchtlinge betraf.[41] Diese wurden nicht primär aus rassistischen Gründen verfolgt, sondern als politische Gegner der Achsenmächte (Deutschland, Italien, Japan) eingestuft.[42] In diesem Zusammenhang wurden Wolf und seine Frau ebenfalls verhaftet und im September 1940 in das Internierungslager Ferramonti di Tarsia in Süditalien überführt.[43]

Die folgenden Jahre verbrachten sie in mehreren Internierungslagern. Ende Juni 1944 wurden Frieda und Wolf Baumwollspinner in das Durchgangslager Fossoli in Norditalien gebracht.[44]  Das Lager stand seit Dezember 1943 unter direkter Kontrolle der deutschen Besatzungsmacht und diente als Sammelstelle für Deportationen, insbesondere von Juden, in die nationalsozialistischen Vernichtungslager. Zwischen November 1943 und Ende 1944 wurden etwa 3.000 Menschen von Fossoli aus deportiert, die meisten von ihnen nach Auschwitz-Birkenau.[45] Am 29. Mai 1944 erhielt Johanna Baumwollspinner, die 1936 nach Palästina emigriert war[46], ein letztes Lebenszeichen ihrer Eltern aus dem Gefängnis Givdiziarie in Rovigo: „Liebe Kinder, Wir sind gesund, hoffen von Euch dasselbe. Seit 6 Monaten sind wir hier, jetzt werden wir ins Lager gehen. Schreibt schnell wieder. […] Eure Eltern. 22. Mai 1944.“[47]

Deportation und Ermordung

Am 26. Juni 1944 wurden Wolf Baumwollspinner und seine Ehefrau Frieda gemeinsam mit rund 1000 jüdischen Häftlingen aus dem Lager Fossoli in das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau gebracht. Der Transport trug die italienische Bezeichnung „convoglio n. 13, 26/06/1944“ und erreichte sein Ziel nach vier Tagen Fahrt am 30. Juni 1944. Die Deportation erfolgte in der Endphase des Holocausts, zu einer Zeit, als das NS-Regime trotz der bereits absehbaren militärischen Niederlage die systematische Ermordung der europäischen Juden intensiv fortsetzte. Nach der Ankunft in Auschwitz erfolgte die Selektion der Deportierten. Etwa 231 Personen wurden zur Zwangsarbeit selektiert und als Häftlinge registriert. Die übrigen 769 Menschen, unter ihnen mutmaßlich auch Wolf Baumwollspinner, wurden unmittelbar nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet. Die Leichname der Opfer wurden anschließend in den Krematorien des Lagers verbrannt.[48] 

Quellen- und Literaturverzeichnis

[1]   Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.1; Siehe auch Stadtarchiv Coburg, Einwohnerkartei, Baumwollspinner, Wolf & Frieda.  

[2]   Wierzbieniec, Wacław: Przemysl, übersetzt v. Anna Grojec, in: YIVO Encylopedia of Jews in Eastern Europe, abgerufen unter: https://encyclopedia.yivo.org/article/478 (Öffnet in einem neuen Tab), letzter Zugriff:24.03.2025.

[3]   Schorr, Moses: Aus der Geschichte der Juden in Przemysl. Eine Skizze, Wien 1915, S.6f.

[4]   Altbauer, Joseph et Leopold Goetz: Przemysl Jews During Austrian Rule (1772-1918). From 1772-1867, übersetzt v. Jerrold Landau, in: Menczer, Arie (Hrsg.):  Przemysl Memorial Book (Poland), übersetzt v. Sefer Przemysl, Tel Aviv 1964, S.69-73, hier S.69.

[5]   Nitzani, Dov: Przemysl Jews During Austrian Rule (1772-1918). In the City and Community, übersetzt v. Jerrold Landau, in: Menczer, Arie (Hrsg.):  Przemysl Memorial Book (Poland), übersetzt v. Sefer Przemysl, Tel Aviv 1964, S.74-79, hier S.77; Siehe auch: Schorr: Geschichte, S.6.

[6]   Wierzbieniec: Przemysl; Zur Geschichte des Festungsausbaus in Przemysl siehe: Idzikowski, Tom: The History oft he Construction of the Fortress of Przemysl, abgerufen unter: https://www.austro-hungarian-army.co.uk/przemysl.html (Öffnet in einem neuen Tab), letzter Zugriff: 24.03.2025.

[7]   Stadtarchiv Coburg, Einwohnerkartei, Baumwollspinner, Wolf & Frieda.  

[8]   "Coburger Zeitung" vom 28.02.1907; Adreß-Buch für die Herzogliche Residenzstadt Coburg 1907, Coburg 1907, S. 8.  

[9]   "Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg" vom 12.05.1909, S. 212.

[10]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.37. Siehe auch: Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg vom 06.01.1909, S. 14. 

[11]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 53811, fol.11. Siehe auch. Regierungs-Blatt für das Herzogtum Coburg vom 02.10.1909, S. 389. 

[12]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 53811, fol.4. Siehe auch: Stadtarchiv Coburg, Einwohnerkartei, Baumwollspinner, Hermann.

[13]  Adressbuch für die Herzogl. Residenzstadt Coburg, Ausgabe 1909, Coburg 1909, S. 8. 

[14]  "Coburger Zeitung" vom 28.02.1907; Adreß-Buch für die Herzogliche Residenzstadt Coburg 1907, Coburg 1907, S. 8; Adressbuch für die Herzogl. Residenzstadt Coburg und Umgebung, Coburg 1911, S. 8.

[15]  "Coburger Zeitung" vom 16.03.1919; Christian Boseckert: Eine Straße erzählt Coburgs Geschichte. Aus der Vergangenheit der Judengasse und deren Bewohner, Coburg 2008 (=Schriftenreihe der Historischen Gesellschaft Coburg 22), S. 18.

[16]  Zusammenfassung bei Hubert Fromm, Die Coburger Juden. Geschichte und Schicksal, Coburg ²2001. 

[17]  Stadtarchiv Coburg, A 8521, fol. 54.; Siehe auch: Karl, Eva: „Coburg voran!“. Mechanismen der Macht – Herrschen und Leben in der „ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands“, Regensburg 2025, S.530.

[18]  Stadtarchiv Coburg, A 8521, fol. 56,60f.

[19]  "Coburger National-Zeitung" vom 25.03.1933; Siehe auch: Schütz: Justiz im „Dritten Reich“. Dokumentation aus dem Bezirk des Oberlandesgerichts Bamberg, Bamberg 1984, S.29; Siehe auch: Hubert Fromm: Der Antisemitismus von 1919 bis 1942, in: Hubert Fromm (Hrsg.): Die Coburger Juden. Geduldet – Geächtet –Vernichtet, 3.Aufl., Coburg 2012, S.1-138, hier S.64.

[20]  Stadtarchiv Coburg, A 8521/2, fol. 112; Siehe auch: Karl: „Coburg voran!“, S.589.

[21]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395 fol.16; Siehe auch: Karl: „Coburg voran!“, S.589.

[22]  "Coburger National-Zeitung" vom 31.03.1933.

[23]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.13-15, 22.

[24]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.18f.

[25]  Wolf Baumwollspinner an die Gewerbepolizei Coburg vom 11. März 1938. Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.20.

[26]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.22.

[27]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.24.

[28]  Wolf Baumwollspinner an die Gewerbepolizei Coburg vom 11. März 1938. Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.20.

[29]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.24v.

[30]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.26. Vorheriges Zitat: Ebd.

[31]  Stadtarchiv Coburg: A 10 395, fol.28.

[32]  RGBl 1935 I, S.1333f.,1146.

[33]  Stadtarchiv Coburg, A 8521_2, fol. 296; Stadtarchiv Coburg, A 6588, fol. 558f(v).; Siehe auch: Karl: „Coburg voran!“, S.565; Die Sachbeschädigung wurde dokumentiert, da die Nationalsozialisten Wolf Baumwollspinner wegen seines Geburtsortes in Przemysl (seit 1918 zu Polen gehörig) als „Auslandsjuden“ einstuften, siehe hierzu: Fromm: Antisemitismus, S.99.

[34]  Die Beschreibung dieses Ereignisses bei Fromm, Coburger Juden, S. 95ff.

[35]  RGBl 1938 I, S.1580, 1709-1712, 1902.

[36]  Stadtarchiv Coburg, A 11.291, fol. 25v; Siehe auch: Karl: „Coburg voran! “, S.615, 778.

[37]  Stadtarchiv Coburg, A 10.316, fol. 121.

[38]  Stadtarchiv Coburg, Einwohnerkartei, Baumwollspinner, Wolf & Frieda.

[39]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.1.

[40]  Baumwollspinner, Wolf; in: Ebrei stranieri internati in Italia durante il periodo bellico a cura di Anna Pizzuti (https://www.annapizzuti.it/database/ricerca.php?a=show&sid=8164l (Öffnet in einem neuen Tab)), letzter Zugriff: 14.02.2025. 

[41]  Renzo De Felice, Storia degli ebrei italiani sotto il fascismo, Einaudi, Turin 1961, S. 363f. 

[42]  Susan Zuccotti, L'Olocausto in Italia, Milano 1995 (TEA), S. 76. 

[43]  Baumwollspinner, Wolf; in: Ebrei stranieri internati in Italia durante il periodo bellico a cura di Anna Pizzuti (https://www.annapizzuti.it/database/ricerca.php?a=show&sid=8164 (Öffnet in einem neuen Tab)), letzter Zugriff: 14.02.2025.  

[44]  Ebd. 

[45]  Juliane Wetzel: Deutsches Polizeihaft- und Durchgangslager, in: Wolfgang Benz et Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terros. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Bd.9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager, München 2009, S.297-312, hier S.297f. (Fossoli di Carpi) sowie S.298-303 (Bozen-Gries/Bolzano Gries).

[46]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.2.

[47]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.25.

[48]  Staatsarchiv Coburg: AG Co. 39135, fol.2. Siehe auch: Baumwollspinner, Wolf, in: Digital Library (https://digital-library.cdec.it/cdec-web/persone/detail/person-488/baumwollspinner-wolf.htm (Öffnet in einem neuen Tab)), letzter Zugriff: 14.02.2025; Transportliste der Deportierten 1944, in: Familie Tenhumberg (http://www.tenhumbergreinhard.de/transportliste-der-deportierten/transportliste-der-deportierten-1944/index.html (Öffnet in einem neuen Tab)), letzter Zugriff: 14.02.2025. 

Patenschaft

Die Patenschaft über den Stolperstein von Wolf Baumwollspinner hat Klaus Beyersdorf übernommen.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Coburg
  • aus Adressbuch der Stadt Coburg, Ausgabe 1922, S. V.
  • Stadtarchiv Coburg, A 8521, fol. 296.
  • Stadtarchiv Coburg
  • Stadtarchiv Coburg
  • Stadt Coburg
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