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Stadt Coburg

Landgerichtsgebäude

Landgerichtsgebäude

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Landgerichtsgebäude

Im Zeitraum von 1849 bis 1863 erhielten die Coburger Juden gemäß  der Paulskirchenverfassung und der allgemeinen Gewerbefreiheit sämtliche politischen und wirtschaftlichen Rechte. Dabei wurden Juden auch aktiver Teil der Rechtspflege. 1895 ließ sich mit Kuno Hirsch der erste jüdische Anwalt in Coburg nieder. Ihm folgten 1903 und 1913 die Brüder Moritz und Martin Baer mit der Eröffnung einer Kanzlei nach. Die Rechtsanwälte wirkten vor allem am Landgericht, welches sich seit 1921 hier in der Ketschendorfer Straße befindet.

In den 1920er Jahren häuften sich die Übergriffe auf Juden und ihr Eigentum. Die Geschädigten versuchten damals auf juristischem Weg, ihr Recht durchzusetzen. Dies gelang trotz manchem milden Urteil der Gerichte noch gut. Dennoch dämmten die verhängten Strafen die Übergriffe nicht ein. Der Rechtsstaat wirkte zunehmend hilfloser.

Nach Hitlers Machtübernahme entzog das Reich im April 1933 den jüdischen Anwälten, mit Ausnahme von Weltkriegsteilnehmern, die Zulassung. Zugleich schuf die im Februar 1933 erlassene sogenannte „Reichstags-Brandverordnung“ die Grundlage für die willkürliche Entrechtung und Diskriminierung der Juden. Ein erster Höhepunkt bildeten dabei die Nürnberger Rassegesetze von 1935. Diese verboten Ehen und sexuelle Beziehungen von Juden und „Ariern“. In Coburg gab es zwei Verstöße gegen diese Gesetze, die vor dem Landgericht behandelt wurden: 1936 Rudolf Kaufmann und 1937 Max Kohn. Beide verurteilte das Gericht zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe und Zwangsarbeit.

Opfer Rudolf Kaufmann
Rechtsanwalt Kuno Hirsch

1938 verloren die letzten jüdischen Rechtsanwälte ihre Zulassung. Zugleich erließ das Reich ein Gewerbeverbot für alle Juden. Es folgten weitere antijüdische Gesetze wie die Einführung des Judensterns 1941 oder die Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit im gleichen Jahr.

Nächste Station

Im Zuge ihres sozialen Aufstiegs übernahmen Coburger Juden bürgerliche Lebensformen. Prominentes Beispiel: Abraham Friedmann. 1933 entrechtet und misshandelt, verlor er Haus, Amt und Heimat.

Über den Erinnerungsweg

Der Erinnerungsweg „Jüdisches Leben in Coburg“ erinnert in 14 Stationen an die jüdische Gemeinde Coburgs. Die Stationen erstrecken sich von der Integration in die Coburger Stadtgesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Vernichtung nach der frühen Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Coburgerinnen und Coburger jüdischen Glaubens waren viele Jahrzehnte Teil der Stadtgemeinschaft. Durch den Nationalsozialismus wurden die jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder in Coburg ausgelöscht. Sie mussten fliehen oder wurden ermordet. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an ihr Wirken und ihr Leiden in der Stadt Coburg lebendig zu erhalten.

Der Stadtrat der Stadt Coburg hat daher 2023 beschlossen, mit einem Erinnerungsweg dem jüdischen Leben in Coburg zu gedenken. Der Erinnerungsweg wurde am 31. Juli 2025 feierlich eingeweiht.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Städtische Sammlungen Coburg, Inv-Nr. 13855,1
  • Bayerische Ostmark vom 1.12.1937
  • Der Stürmer, Januar 1937
  • Fromm, Coburger Juden, S. 290