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Stadt Coburg

April 2025

Wozu eine Kulturstrategie?

Kulturstrategie ist das nicht nur ein anderes Wort für Kulturentwicklungsplanung, also alter Wein in neuen Schläuchen? Wieso investieren Kommunen in solche langwierigen Prozesse, deren Ende vollkommen offen ist? Unser Berater Dr. Patrick S. Föhl weiß, wieso – und steht Rede und Antwort!

Welche Bedeutung hat Kultur für eine Kommune?

Kultur schafft Identität, verbindet Menschen und macht Orte lebendig. Sie ist kein »Nice-to-have«, sondern ein zentraler Bestandteil kommunaler Entwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalts. Dafür müssen sich Kunst und Kultur allerdings immer engmaschiger eine entsprechende Relevanz bei den Bürger:innen erarbeiten, um diese Potenziale auch voll entfalten zu können.

Vor welchen Herausforderungen steht die Kulturlandschaft der Kommunen?

Der Druck wächst gegenwärtig stetig: Globale Krisen, Klimawandel, finanzielle Engpässe, Fachkräftemangel, Social Media, Künstliche Intelligenz, gesellschaftliche Polarisierung – all das verlangt neue Antworten auf überwiegend alte Fragen. Denn Kultur muss sich schon seit längerem behaupten und gleichzeitig immer radikaler öffnen, um dauerhaft eine nachhaltige Position im Rahmen ihres Aufgaben- und Zielspektrums einzunehmen.  

Warum ist eine Kulturstrategie ein wichtiger Baustein, um Herausforderungen zu meistern?

Strategien geben Richtung, schaffen Transparenz und stärken die Zusammenarbeit aller Beteiligten. Sie machen kulturelles Handeln sichtbarer und nachhaltiger. Ein Kulturstrategie allein ist noch keine Lösung. Aber im Sinne einer rollenden Planung ein wichtiger Startpunkt, mittels Zielen, Schwerpunkten und neuen Ideen weitreichende Selbstvergewisserungs- sowie Transformationsprozesse anzustoßen. Und dies möglichst verbindlich, da solche Prozesse heutzutage auf dem Fundament von Analysen und Partizipation gebaut werden.

Was fasziniert Sie an der Begleitung von Kommunen in Kulturstrategieprozessen?

Die lokalen Themen, Besonderheiten und vor allem die Menschen! Jede Kommune hat ihr eigenes Profil und ihre Spezifika. Zugleich gibt es überall ähnliche Herausforderungen und Diskussionen. Es ist spannend, gemeinsam in die Zukunft zu denken und ins Handeln zu kommen. Das ist zu Beginn nicht selten zäh, da erst ein kollektives Vertrauen aufgebaut werden muss. Umso schöner ist es dann zu sehen, wie gemeinsame Ideen und Lust auf die entsprechende Umsetzung entstehen. 

Welches sind die Herausforderungen an der Kulturentwicklung für Coburg?

Coburg steht für Tradition und Qualität – zugleich braucht es Räume für Wandel, Beteiligung und neue Formate. Der Schlüssel liegt im Miteinander: zwischen Politik, Verwaltung, Kulturakteur:innen und Stadtgesellschaft, um zu möglichst verbindlichen Maßnahmen zu kommen, die – wo sinnvoll – Bestehendes stärken, ebenso wie neuen Ideen Raum geben, denn Kunst und Kultur leben nicht zuletzt von der Veränderung. 

Wie geht’s los?

Mit der Einberufung des Beirats für die Kulturstrategie hat Coburg bereits ein starkes Zeichen gesetzt: für Beteiligung, für Perspektivenvielfalt, für echten Dialog. Der Beirat wird ein wichtiger Resonanzraum für den Strategieprozess sein. Ebenso holen wir uns durch die erste Online-Umfrage im Mai ein Stimmungsbild ein, welches uns hilft, die Ausgangssituation besser zu verstehen und die nächsten Schritte, u. a. im Rahmen von Interviews und Workshops optimal planen zu können.

Wer ist unser externer Begleiter, Patrick S. Föhl?

Dr. phil. Patrick S. Föhl ist seit 20 Jahren Leiter des von ihm gegründeten »Netzwerk Kulturberatung« in Berlin. Er ist ein internationaler Kulturentwicklungsplaner und Kulturmanagement-Trainer. Er ist spezialisiert auf die Themen Transformation, strategische Planung, Partizipation und Kooperation. Seit 2004 war er für über 40 partizipative und transformative Kulturplanungsprojekte verantwortlich, auch hier in der Region, z. B. für Nürnberg, Forchheim, die Landreise Sonneberg sowie Hildburghausen und den Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Als Redner, Coach und Trainer arbeitet er weltweit an Universitäten und Institutionen. Seit 2014 ist er aktiv in die Entwicklung und Durchführung unterschiedlicher kultureller Transformations- und Empowerment-Projekte des Goethe-Instituts Ukraine eingebunden, aktuell im Rahmen des Cultural Transformation Lab Ukraine. 

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Bildnachweise

  • Stadt Coburg/Katja Diedler