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Stadt Coburg

Viehhändler Stern

Viehhändler Stern

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Das Haus Mohrenstraße 10 um 1890
Selig Siegfried Stern

Neben dem Textilwarenverkauf bildete der Viehhandel eine wichtige Einnahmequelle für Juden. Dies lag daran, dass viele von ihnen auf dem Land lebten und es dort kaum andere Verdienstmöglichkeiten für sie gab. Als Viehhändler erlangten sie aber ein Monopol. So war es unmöglich, sie vom Handel auszuschließen. Entsprechende Versuche von Behörden scheiterten im 19. Jahrhundert am Widerstand der Bauern. In die Städte kamen die Händler nur, wenn ein Viehmarkt stattfand.

Ehemalige Viehstallungen
Legitimationskarte Viehhandel für Selig Siegfried Stern 1935

Mit der Industrialisierung und der Einführung der Gewerbefreiheit verlagerten die Viehhändler ihre Geschäfte in die Städte. Die ersten jüdischen Viehhändler ließen sich ab 1871 in Coburg nieder. Zu ihnen gehörte Marcus Stern, der 1873 in die Vestestadt kam. Der finanzielle Erfolg seiner Firma erlaubte Stern im Jahr 1890 den Bau des ansehnlichen Hauses Mohrenstraße 10, zu welchem im Hof auch Stallungen gehörten, deren Bausubstanz noch heute zu sehen ist. Damit nahm er unter seinen Berufskollegen eine hervorgehobene Stellung ein. 1909 übernahm Sterns Sohn Siegfried (Öffnet in einem neuen Tab) das Unternehmen. Während des Ersten Weltkrieges oblag es dann Viehhändlern wie Siegfried Stern, die Bevölkerung und die Armee mit Fleisch zu versorgen. Die Viehbestände hatten sich wegen der Futtermittelknappheit nämlich stark reduziert.

Tafel der Familie Stern

Ab 1920 waren Viehhändler antisemitischer Propaganda ausgesetzt. Die NSDAP warf ihnen Betrug und Bereicherung während des Ersten Weltkrieges vor. Diese Hetze führte 1933 zu einem Geschäftsboykott, der aber ohne Wirkung blieb. Der jüdische Viehhandel war aufgrund der Monopolstellung noch fest im Wirtschaftsleben verankert.

1935 entzog die Stadt Coburg dann allen jüdischen Viehhändlern die Konzession. Zwar erhielten drei Händler sie zurück. Weitere Schikanen machten den jüdischen Viehhandel jedoch unmöglich. Siegfried Stern verlor so seine Konzession, verkaufte 1938 das Haus in der Mohrenstraße und flüchtete mit 84 Jahren in die USA, wo er 1945 starb.

Über den Erinnerungsweg

Der Erinnerungsweg „Jüdisches Leben in Coburg“ erinnert in 14 Stationen an die jüdische Gemeinde Coburgs. Die Stationen erstrecken sich von der Integration in die Coburger Stadtgesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Vernichtung nach der frühen Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Coburgerinnen und Coburger jüdischen Glaubens waren viele Jahrzehnte Teil der Stadtgemeinschaft. Durch den Nationalsozialismus wurden die jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder in Coburg ausgelöscht. Sie mussten fliehen oder wurden ermordet. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an ihr Wirken und ihr Leiden in der Stadt Coburg lebendig zu erhalten.

Der Stadtrat der Stadt Coburg hat daher 2023 beschlossen, mit einem Erinnerungsweg dem jüdischen Leben in Coburg zu gedenken. Der Erinnerungsweg wurde am 31. Juli 2025 feierlich eingeweiht.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Städtische Sammlungen Coburg, Inv-Nr. 13866,17
  • Städtische Sammlungen Coburg, Inv-Nr. 2366
  • Christian Boseckert
  • Stadtarchiv Coburg, A 10396
  • Privatbesitz