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Stadt Coburg

Alte Synagoge

Alte Synagoge

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Schon im Mittelalter gab es in Coburg eine jüdische Gemeinde. Sie wurde erstmals 1301 in einer Urkunde des deutschen Königs Albrecht I. erwähnt. Die meisten Juden dürften damals im Bereich der Judengasse gelebt haben. Einen Hinweis gibt es dazu 1321 mit der Ersterwähnung des Judentores. Die Bezeichnung „Judengasse“ taucht erst 1393 auf. Ein Ghetto existierte hier jedoch nicht.

Um 1400 erlebte die Gemeinde mit ihren rund 60 Mitgliedern ihre Blütezeit. Zu diesem Zeitpunkt existierte schon eine Synagoge. Diese befand sich am Judentor auf dem Areal des Hauses Judengasse 9. Eine genaue Ortsbestimmung ist nicht mehr möglich. Das Gotteshaus besaß wohl auch ein Ritualbad, eine sogenannte „Mikwe“. In der Synagoge selbst tat ein Vorbeter seinen Dienst. Dieser leitete den Gottesdienst und trug Gebete laut oder mit Gesang vor. Im religiösen Umfeld der Synagoge entstand um 1395 auch das sogenannte „Coburg-Pentateuch“. Dabei handelt es sich um eine prächtig illuminierte Handschrift in hebräischer Sprache, welche die fünf Bücher Mose enthält. Das Werk befindet sich heute im Britischen Museum in London.

Coburg-Pentateuch

Außer der Synagoge verfügte die jüdische Gemeinde auch über einen eigenen Friedhof, der erstmals 1413 erwähnt wird. Dieser befand sich in der Judenvorstadt  im Bereich des Hahnflusses. Bei Bauarbeiten vor über 130 Jahren konnte dort ein jüdischer Grabstein von 1457 gefunden werden. Wann der Friedhof eingeebnet wurde, lässt sich heute nicht mehr sagen. Die letzte Bestattung fand dort 1466 statt.

1445 befahl Herzog Wilhelm III. von Sachsen die Ausweisung der Coburger Juden. Die Synagoge musste deshalb aufgegeben werden. 1447 wollte der Coburger Patrizier Hans Eyban zu seinem Seelenheil die Synagoge in eine Kirche umwandeln und diese der Jungfrau Maria weihen. Das Projekt scheiterte aber aus unbekannten Gründen. Die Synagoge blieb daher stehen und wurde wohl erst 1565 abgerissen. Anschließend gab es über Jahrhunderte hinweg keine jüdische Präsenz in Coburg.

Nächste Station

Nach 1933 verschleppten SA-Männer jüdische Bürger in die „Prügelstube“ der Stadtpolizei Coburg, wo sie schwer misshandelt wurden. Diese Gewalt war Teil der systematischen Verfolgung.

Über den Erinnerungsweg

Der Erinnerungsweg „Jüdisches Leben in Coburg“ erinnert in 14 Stationen an die jüdische Gemeinde Coburgs. Die Stationen erstrecken sich von der Integration in die Coburger Stadtgesellschaft Mitte des 19. Jahrhunderts bis hin zur Vernichtung nach der frühen Machtergreifung der Nationalsozialisten.

Coburgerinnen und Coburger jüdischen Glaubens waren viele Jahrzehnte Teil der Stadtgemeinschaft. Durch den Nationalsozialismus wurden die jüdische Gemeinde und ihre Mitglieder in Coburg ausgelöscht. Sie mussten fliehen oder wurden ermordet. Es liegt in unserer Verantwortung, die Erinnerung an ihr Wirken und ihr Leiden in der Stadt Coburg lebendig zu erhalten.

Der Stadtrat der Stadt Coburg hat daher 2023 beschlossen, mit einem Erinnerungsweg dem jüdischen Leben in Coburg zu gedenken. Der Erinnerungsweg wurde am 31. Juli 2025 feierlich eingeweiht.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • British Museum London 19776, fol. 72v