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Stadt Coburg

Berühmte Coburger

Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg

Darstellung von Herzog Johann Casimir am Casimirianum Coburg

* 12. Juni 1564
† 16. Juli 1633

Er ist der Erste, der aus Coburg ein selbständiges Herzogtum macht. Er ist kunstsinnig, dem Recht verpflichtet und besorgt um Ausbildung und Wohlergehen seiner Untertanen. Er ist aber auch machtbewusst, jähzornig und unerbittlich, wenn etwas seinem absolutistischem Weltbild widerspricht. Johann Casimir, der 1586 in Coburg seine Regentschaft antritt, zeigt oft zwei Gesichter. 

Dem Herzog ist es zu verdanken, dass Coburg von der Provinzstadt in eine Residenz verwandelt wurde. Die wichtigsten und schönsten Renaissancebauten, die noch heute das Stadtbild prägen, entstehen unter seiner Ägide. Er saniert die Finanzen des überschuldeten Herzogtums, ordnet das Schul- und Rechtswesen und gibt Coburg eine Kirchenverfassung, die bis ins 19. Jahrhundert Bestand hat. Gleichzeitig lässt er Männern und Frauen, die als Hexen oder Zauberer verdächtigt werden, verfolgen und hinrichten. Hart und unbeugsam zeigt er sich auch gegenüber denjenigen, die sein Vertrauen verloren haben. Seine erste Frau Anna und ihren Liebhaber verurteilt der Herzog beispielsweise zu lebenslanger Kerkerhaft. Seinen fähigsten Finanzbeamten, der den überschuldeten Staatshaushalt wieder in Ordnung gebracht hat, lässt er wegen einer unbedachten Äußerung in Ketten legen. Johann Casimir ist ganz absolutistischer Herrscher und entscheidet aus eigener Machtvollkommenheit. Manchmal auch wie es ihm in den Sinn kommt. 

Geboren wird Johann Casimir am 12. Juni 1564 auf Schloss Grimmenstein bei Gotha als dritter Sohn von Herzog Johann Friedrich dem Mittleren von Sachsen und Herzogin Elisabeth von der Kurpfalz. Schon im Alter von drei Jahren erlebt das Kind, welche Auswirkungen Machthunger und Intrigen haben können. Weil sein Vater sich nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) mit dem unter Reichsacht stehenden Ritter Wilhelm von Grumbach verbündet, um die seinem Hause verlorene sächsische Kurwürde wieder zu gewinnen, lässt der Kaiser Schloss Grimmenstein durch Kurfürst August von Sachsen belagern. August seinerseits muss befürchtet, dass Casimirs Vater ihm die Kurwürde entreißt und setzt alles daran, den Herzog von Sachsen auszuliefern. Nach wochenlanger Belagerung des Schlosses gelingt schließlich die Verhaftung und Entmachtung von Johann Friedrich. Er verliert Titel, Besitztümer und das Sorgerecht für seine Kinder. Der Sitz des Herzogs, Schloss Grimmenstein, wird von den Angreifern dem Erdboden gleich gemacht. 

Der junge Casimir kommt unter die Vormundschaft dreier Verwandter. Darunter ist auch Kurfürst August von Sachsen, der großen Einfluss auf die Entwicklung des Jungen nimmt. Dies verstärkt sich noch, als Casimirs Mutter, Herzogin Elisabeth, im Juni 1572 den Entschluss fasst, nach Wiener Neustadt umzusiedeln, wo ihr Gatte im Exil lebt. Der achtjährige Johann Casimir und sein jüngerer Bruder Johann Ernst sind nun auf sich allein gestellt.

1570 beschließt der Reichstag zu Speyer einen Teil des Landes, das dem Herzog von Sachsen weggenommen worden war, an dessen Söhne zurückzugeben. Casimir und Ernst wählen Coburg als Residenzstadt und geben dem neuen Herzogtum den Namen Sachsen-Coburg. Die Regentschaft kann Casimir freilich erst 1586 antreten. Vorher absolviert er zusammen mit seinem Bruder eine Ausbildung bei Magister Sebastian Leonhard, einem bekannten Prinzenerzieher dieser Zeit. In den Jahren 1578 bis 1581 besuchen Casimir und Ernst die Universität Leipzig – das hat der Kurfürst von Sachsen durchgesetzt. Die Abhängigkeit von August von Sachsen wird nicht geringer, als Johann Casimir endlich Herr im eigenen Herzogtum ist. Sachsen-Coburg ist zu klein, um eine selbständige Politik auf dem Reichstag vertreten zu können. Für Casimir bleibt nur die Möglichkeit, sich an das Kurfürstentum Sachsen anzulehnen.

Die Beziehung zu Kursachsen wird noch enger, als sich der erste Herzog von Coburg mit Anna, der jüngsten Tochter des Kurfürsten verlobt. Am 16. Januar 1586 heiratet das Paar schließlich in Dresden. Der Triumph für Kurfürst August von Sachsen ist jetzt komplett: Der Sohn seines ärgsten Widersachers ist fest an die Seite von Kursachsen gebunden. Der Herzog selbst lebt in Reichsacht, sein Land ist unter seinen Söhnen aufgeteilt, die politisch zu schwach sind, um dem Kurfürsten jemals wieder gefährlich zu werden. Das ernestinische Haus ist entmachtet.

Der Auftakt zu Casimirs Regierungszeit in Coburg ist pompös: Offenbar um seiner jungen Frau zu imponieren, die den Prunk der Elb-Metropole gewohnt ist, entwickelt der Herzog eine Hofhaltung mit mehr als 200 Junkern, Zofen, Kammerfrauen und Dienern. Doch die Maßlosigkeit währt nicht lange. Erstens ist die Staatskasse bald leer, zweitens entfremden sich Anna und Casimir zusehends. Ihm wird das Jagdvergnügen bald wichtiger als seine Frau. Sie revanchiert sich mit Verschwendung und nimmt den Junker von Lichtenstein zum Liebhaber. 

Als Casimir dahinterkommt, lässt er die Herzogin samt Liebhaber in den Kerker werfen – ein Leben lang. Trotz der wenige Monate späteren Scheidung von der Tochter des Kurfürsten bleibt Casimir an der Seite Kursachsens. Getreu seines Wahlspruchs „Fried ernährt, Unfried verzehrt“ unterstützt Johann Casimir den Kaiser und verfolgte des Konfessionsfriedens, obwohl er persönlich den kämpferischen Protestanten näher steht.  Die Neutralität zahlt sich für den Coburger aus. Er kann sein Land weitgehend aus den Wirren des Dreißigjährigen Kriegs heraushalten und verwandelt das verschlafene Coburg in eine aufstrebende Residenzstadt.

Der Grundstein zu dieser Blütezeit wird durch eine konsequente Landesreform in allen Bereichen der Verwaltung, der Rechtspflege, des Schulwesens und der Kirche gelegt. Obwohl das Herzogtum Sachsen-Coburg in dieser Zeit territorial zersplittert ist – im südlichen Teil gilt fränkisches Recht, im nördlichen sächsisches – gelingt es Johann Casimir durch straff organisierte Zentralbehörden das heterogene Staatsgebiet in den Griff zu bekommen. Tausende von Gesetzen und Verordnungen entstehen in der casimirianischen Zeit. Angefangen von der Rechtsprechung und der Besetzung von kirchlichen Ämtern bis hin zu einer „Kleiderordnung für die niedrigen Stände“ oder Länge und Gewicht der Bratwürste ist alles geregelt.

Mit dem Aufschwung des Landes geht der konsequente Ausbau von Coburg einher. Johann Casimir gibt der Innenstadt das Bild, das sie heute noch besitzt. Die Ehrenburg erhält den Südflügel an der Steingasse, der  Marktplatz wird erweitert und bekommt als Pendant zum bürgerlichen Rathaus die „Cantzeley“ in der die herzogliche Verwaltung residiert (heute Stadthaus). In der Morizkirche lässt Casimir ein 13 Meter hohes Renaissance-Grabmal mit überlebensgroßen Alabaster-Figuren – das sogenannte Epitaph – in Erinnerung an seine Eltern errichten. Den Kirchhof rundet er schließlich durch den Bau des Gymnasiums Casimirianum ab. Das "gymnasium academicum" bot in seiner Gründerzeit universitären Vorlesungsbetrieb in den Fächern Theologie, Jura und Medizin an – etwas was erst wieder im wesentlich größeren Herzogtum Sachsen-Jena geboten wurde. 

1599 heiratet Johann Casimir ein zweites Mal. Margarethe von Braunschweig ist im Gegensatz zu Anna von Sachsen eine eher unauffällige Person. Gleichwohl lässt Johann Casimir seine zweite Vermählung mit großem Pomp feiern. Die goldgeschmückte Kutsche, in der das Paar zum Altar fährt, wird noch heute in den Kunstsammlungen der Veste Coburg aufbewahrt. Allerdings bleibt auch diese Ehe kinderlos. Johann Casimir hat keine Nachfolger.

Bis 1631 kann er sein Land aus dem Dreißigjährigen Krieg heraushalten. Dann schlägt er sich doch auf die Seite der Evangelischen. Prompt belagert Wallenstein mit seinen Truppen die Stadt und die Veste Coburg. Dank der modernen Basteien, die seit 1615 angelegt worden waren, kann der kaiserliche Feldherr die Veste nicht einnehmen. Das Ende des Dreijährigen Krieges erlebt Johann Casimir nicht mehr. Nach kurzer Krankheit stirbt der damals älteste regierende Reichsfürst am 16. Juli 1633 im 70. Lebensjahr. Die Unruhen des Krieges, die jetzt auch das Coburger Land erfassen, erlauben es nicht einmal den Herzog würdig zu bestatten. Erst neun Monate nach seinem Tod kann Johann Casimir in der Gruft der Morizkriche an der Seite seiner Eltern beigesetzt werden. 

Das Erbe des ersten Coburger Herzogs fällt nun an seinen Bruder Johann Ernst, der nach einer Landesteilung im Jahr 1596 das Herzogtum Sachsen-Eisenach gegründet hat. Als auch Johann Ernst 1638 kinderlos stirbt, wird das Fürstentum zwischen den Ernestinischen Linien Sachsen-Weimar und Sachsen-Altenburg geteilt.